Eines wird Trainer di Matteo direkt in seinem ersten Pflichtspiel mit seinem neuen Klub Schalke 04 festgestellt haben: Klaas Jan Huntelaar ist und bleibt der Zielspieler. Der Niederländer nämlich markierte beim 1:0 in seinem 107. Bundesliga-Spiel seinen 62. Treffer bei 22 Vorlagen. Damit ist der Sturmtank beinahe in jeder Partie direkt an einem Treffer der Knappen beteiligt.
Huntelaars schönem Kopfballtor aus rund elf Metern Entfernung gingen übrigens zwei strittige Szenen voran: Eric Maxim Choupo-Moting erarbeitete sich das Leder gegen Gegenspieler Niko Schulz mit einem leichten Zupfer, ehe nach der Flanke von Julian Draxler der Torschütze selbst Landsmann John Heitinga kurz schubste und sich so clever einen Vorteil erschlich (19.). Dem 2:0 von Draxler selbst gingen derweil einige Fehler der Berliner und die unglückliche Abfälschung von Hertha-Kapitän Fabian Lustenberger (65.) voran.
Luhukay: "Wir haben sehr aktiv gespielt"
Spielbericht
Nach Spielende und gegenüber Sky äußerte sich Berlins Trainer Luhukay deswegen nicht über etwaige Fehlentscheidungen, sondern über die eigene Spielweise - die der 51-Jährige auch lobte: "So wie heute haben wir noch nicht auswärts agiert. Wir haben sehr aktiv gespielt. Schalke hat sich weit zurückgezogen und natürlich gut verteidigt." Auch die Daten nach den 90 Minuten bestätigten den Coach: Hertha hatte mehr Torschüsse (15:7), mehr Ballbesitz (55:45 Prozent) und spielte mehr Pässe (444:385). Die Statistik in den Duellen zwischen Mann und Mann schlug dagegen passenderweise zugunsten der Königsblauen aus (52:48 Prozent). Schnell kam Luhukay nun auf das Manko seiner Mannschaft zu sprechen: "Schalke hat aus wenig viel gemacht. Und wir haben aus viel zu wenig geschafft, heute etwas mitzunehmen. Wir kriegen zwei Gegentore, die so nicht passieren dürfen. Am Strafraum haben dann die Zweikämpfe entschieden." Und diese gingen eben an Schalke ...
Kapitän Höwedes geht voran
Ging voran: Kapitän und Weltmeister Benedikt Höwedes. picture alliance
... auch weil Höwedes in diesem starken Defensivverbund die dominante Figur war. Der Kapitän, der nach mehrwöchiger Pause wegen eines Teilanrisses der Sehne des Hüftbeugers wieder zurückkam, zeigte direkt, warum seine Präsenz auf dem Platz enorm wichtig ist. 75 Prozent seiner Zweikämpfe gewann der 26-Jährige. "Ich hab mich nach längerer Verletzungspause zurückgekämpft. Wegen Magen-Darm-Problemen musste ich mich außerdem etwas vom Training zurückziehen. Meine Trainingsleistungen waren deswegen nicht gut, aber ich habe mich für 90 Minuten fit gefühlt und wollte als Kapitän vorangehen", teilte Höwedes in eigener Sache mit.
Der Kapitän verpasste es auch nicht, sein Team zu erwähnen: "Wir haben gesagt, dass wir kleine Schritte nach vorne machen wollen. Das haben wir heute geschafft. Wir haben außerdem wieder zu Null gespielt." Tatsächlich: Das letzte Spiel, dass die Gelsenkirchener zu Null bestritten hatten, war am 5. Spieltag in Bremen beim 3:0 .
Di Matteo: "Ich bin zuversichtlich"
Zurück zu Neu-Coach di Matteo, der seinen Worten, mit defensiver Stabilität zum Erfolg kommen zu wollen, Taten folgen ließ. Ganz leicht drängte sich beim 2:0 auch der Eindruck auf, der frühere Chelsea-Trainer und Champions-League-Sieger 2012 spiele mit seinen neuen Schützlingen auch den Blues-Style. Dies unterstützte der Italo-Schweizer auch selbst: "Für uns war es heute einfach erst einmal wichtig, drei Punkte zu haben. Außerdem war es gut, mal wieder zu Null gespielt zu haben. Mit der Defensive bin ich rundum zufrieden." Seine Angriffsabteilung ließ der 44-Jährige allerdings auch nicht unbemerkt: "In der Offensive haben wir zwei Tore gemacht - und ich bin mir sicher, dass wir uns da noch verbessern können. Ich bin zuversichtlich."
Torschützen unter sich: Dribbelkünstler Julian Draxler und Torgarantie Klaas-Jan Huntelaar. picture alliance
Di Matteos Pläne für die kommenden Wochen oder gar schon für das kommende CL-Spiel am Dienstag (20.45 Uhr, LIVE! bei kicker.de) gegen Sporting Lissabon um Dribbelkünstler Nani: "Wir werden weiter an unserer Organisation arbeiten und versuchen, weitere Spiele zu gewinnen."
Richtig glücklich zeigte sich der Nachfolger des geschassten Jens Keller außerdem über Kapitän Höwedes, den er über den grünen Klee lobte: "Ich bin so froh, dass solch ein Spieler bei uns in der Mannschaft ist. Er ist ein unglaublicher Spieler, ein Leader in der Kabine. Jeder Trainer will solche Spieler haben."
Kritische Worte fand abschließend noch Torschütze Draxler, zumal dieser Sieg gegen den absoluten Lieblingsgegner Berlin eingefahren wurde: Alle letzten sieben Duelle in der Bundesliga gingen mit drei Punkten an Königsblau - zuletzt siegte die Hertha am 17. September 2006 mit 2:0 im eigenen Olympia-Stadion. "Wir haben kein Offensiv-Feuerwerk abgebrannt", teilte der Nationalspieler mit, fügte allerdings an: "Das war ein guter Anfang. Der neue Trainer bringt eine neue Philosophie rein. Wir haben defensiv gut gestanden und aus dem Nichts zwei Tore gemacht." Das klingt ganz nach den Worten von Mitspieler Fuchs: "Drecksspiel, Dreckssieg."