"Es ist schwer für uns, diese Niederlage zu verdauen", gab Trainer Lucien Favre geknickt nach der Partie zu. Verständlich, denn seine Mannschaft dominierte den Gegner in Halbzeit eins nach Belieben, verpasste es aber frühzeitig, aus den guten Möglichkeiten Kapital zu schlagen. Patrick Herrmann (9.) brachte die anfangs taktisch überlegen auftretenden Gäste mit seinem fünften Saisontreffer in Front. Das Vergeben der zahlreichen Chancen sollte sich später allerdings bitter rächen.
Auch Freiburgs starker Rückhalt Oliver Baumann gab gegenüber "Sky" ehrlich zu: "Die erste Halbzeit war sehr, sehr schlecht. Wir hätten dieses Spiel in der ersten Halbzeit schon verlieren müssen - oder können. Wir haben uns dann reingekämpft und hatten Glück, dass Gladbach die Tore nicht gemacht hat." Alleine Raffael hatte zwei klare Gelegenheiten, früh auf 2:0 zu stellen (27. und 30.). In der Kabine schworen sich die Freiburger aber ein, nach dem Wechsel ein anderes Gesicht zu zeigen, wie Baumann erzählte: "In der Halbzeitpause haben wir es angesprochen, dass wir mehr Leidenschaft, mehr Emotion zeigen müssen. Die Leidenschaft und der Kampf haben gestimmt und das war ein ausschlaggebender Punkt, dass wir das Spiel gewonnen haben."
Die erste Halbzeit war sehr, sehr schlecht. Wir hätten dieses Spiel in der ersten Halbzeit schon verlieren müssen.
Freiburgs Torhüter Oliver Baumann
Nach Admir Mehmedis überraschendem Ausgleich (51.) hatte Filip Daems die große Gelegenheit, die Borussen wieder in Führung zu schießen. Der Fohlen-Kapitän scheiterte jedoch per Strafstoß an Baumann. Dass nicht Max Kruse - der vor zwei Wochen sicher beim 1. FC Nürnberg vom Punkt traf - an der alten Wirkungsstätte antreten durfte, war durchaus eine Kontroverse. Kruse wollte sich den Ball schnappen, wurde von Daems mit Verweis auf dessen sicheres Gefühl aber weggeschickt. "Wir haben gesagt, wir entscheiden im Spiel, er [Filip Daems] hat sich anscheinend gut gefühlt. So ist das nun mal: Elfmeter werden verschossen. Das ist natürlich bitter für uns", äußerte sich Kruse nachher ohne Groll.
Daems hadert nach seinem verschossenen Elfmeter, die Freiburger feiern hingegen "Retter" Baumann. Getty Images
Als vier Minuten später Granit Xhaka wegen wiederholten Foulspiels die Ampelkarte sah, ging es endgültig dahin für die Gäste. Die Freiburger fassten noch einmal neuen Mut und überrannten in der Folge den Europapokal-Aspiranten nach allen Regeln der Kunst. Daems resümierte treffend: "Es waren zwei unterschiedliche Halbzeiten in dieser Partie. Der verschossene Elfmeter, der Platzverweis und die vergebenen Chancen – das waren wichtige Details", so Daems. Details, die am Ende ein Spiel vom Ergebnis her vollkommen auf den Kopf stellten. Durch den Erfolg ist Freiburg fast gerettet. Gladbach vergab eine große Chance im Kampf um die europäischen Startplätze - dabei sah es zur Halbzeit noch genau andersherum aus.