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Fußball-Trainer und -Entwicklungshelfer
Als Trainer erlangte Dettmar Cramer Legendenstatus. Mit den Bayern feierte er Mitte der 70er Jahre seine größten Erfolge, sein Wissen gab er in rund 90 Ländern als Trainer weiter. Am 17. September 2015 verstarb Cramer 90-jährig in Reit im Winkl. imago
Dettmar Cramer galt als einer der intelligentesten Köpfe, die der deutsche Fußball hervorgebracht hat. Sein Wissensdurst, seine geschliffene Rhetorik und seine akribische Arbeitsweise brachten ihm den Spitznamen "Fußball-Professor" ein. Hier spricht er in Nürnberg anlässlich der Ehrung als "Deutscher Fußball Botschafter" im Jahr 2013. imago
Cramers großes Vorbild war Sepp Herberger (li., in der Mitte Helmut Schön). 1941 lernte der damals noch aktive Cramer den "Chef" kennen. Nur durch ihn, sagte Cramer, sei er der geworden, der er war. imago
Herberger war es auch, der den langjährigen Verbandstrainer beim Westdeutschen Fußball-Verband (1949-63) überzeugte, ein besonderes Abenteuer einzugehen: Japan. Die Asiaten fragten beim DFB an, Cramer sagte letztlich zu - und lernte das Land lieben. imago
Japan war eine besondere Station für Cramer, 1964 trainierte er die Asiaten beim Olympia-Turnier. Es war aber bei weitem nicht das einzige Abenteuer im Ausland: In rund 90 Ländern arbeitete er als Trainer, Dozent oder Entwicklungshelfer. imago
Cramer, Helmut Schön und Udo Lattek arbeiteten gemeinsam beim DFB. 1966 wurde Cramer als Assistent von Schön Zeuge des Wembley-Tores. "Ich habe ein Foto gesehen von einem Zuschauer, das zeigt, dass der Ball nicht drin war. Aber schon im Hotel haben wir nicht mehr über die Szene gesprochen", erinnerte sich Cramer. imago
Im kicker-Gespräch stellte Cramer eine Sache nochmal nachdrücklich klar. Er habe nie gegen Schön antreten wollen, als es um die Nachfolge von Sepp Herberger als Bundestrainer ging. 1960 gab er Schön sein Wort, "dass ich nicht gegen ihn antrete". imago
Große Sprünge machte Cramer als Vereinstrainer mit dem FC Bayern München. Im Januar 1975 gab er sein Amt als Nationaltrainer der USA, dass er nach einem kurzen Intermezzo bei Hertha BSC angetreten hatte, auf und heuerte an der Säbener Straße an. imago
Dort traf Cramer auch Franz Beckenbauer wieder. Zum ersten Mal war der "Kaiser" dem Coach bei einem Jugendlehrgang in den 60er Jahren aufgefallen. Damals rief er sofort seinen Mentor an. "Herr Herberger, hier ist einer, der wird besser als Fritz Walter!" Herbergers Antwort: "Dettmar, das gibt's nicht." imago
Beim FC Bayern fuhr Cramer gleich die höchsten Ehren ein. Die Münchner gewannen 1975 den Europapokal der Landesmeister, hier präsentiert er gemeinsam mit Sepp Maier den Henkelpott. Damit nicht genug: Cramers Team verteidigte im Jahr darauf den Landesmeister-Pokal. Keinem anderen deutschen Coach ist dies je gelungen. imago
Beste Mannschaft in Europa war der FC Bayern schon - und 1976 war der deutsche Rekordmeister auch die beste Vereinsmannschaft der Welt. Cramer führte seine Truppe zum Weltpokal. Im Finale sprang bei Belo Horizonte ein 0:0 heraus, zuhause gewannen Beckenbauer & Co. mit 2:0. "Das hat ja vorher kaum einer geglaubt", so Cramer. imago
Sepp Maier präsentiert den Weltpokal. Cramer steht ganz rechts neben Kapitän Franz Beckenbauer. picture alliance
Fußball-Deutschland nannte Cramer nach dieser im Münchner Olympiastadion entstandenen Aufnahme "Napoleon", das Foto ging um die Welt. Eigentlich hatte der sehr bescheidene Cramer diesen Wirbel nicht gewollt, später ärgerte er sich darüber. "Für mich war es ein Karnevalsscherz", sagte er. imago
Im Winter 1977 war Schluss für Cramer bei den Bayern. Über Eintracht Frankfurt landete er in der Wüste, unter anderem coachte er das Nationalteam Saudi-Arabiens. imago
Doch auch in der Bundesliga war Cramer noch einmal zu sehen. Im Sommer 1982 heuerte er bei Bayer Leverkusen an und blieb drei Jahre Trainer der Werkself. imago
Doch Cramer hatte noch lange nicht genug. Er arbeitete anschließend in Japan, Südkorea, Thailand und China in verschiedenen Funktionen, erst 2002 ging der am 4. April 1925 in Dortmund geborene Cramer in "Rente". imago
Für sein Engagement im Ausland wurde Cramer unter anderem das Bundesverdienstkreuz verliehen. Kaiser Hirohito verlieh ihm persönlich den höchsten Kulturorden Japans für sein Engagement als Trainer der Olympiamannschaft 1968. imago
Auch vom kicker wurde Cramer geehrt. Vom damaligen Chefredakteur Karl-Heinz Heimann (li.) erhielt er im Februar 1977 das "Goldene k" für die Saison 1975/76 als bester Trainer, genauso wie Franz Beckenbauer (bester Abwehrspieler) und Sepp Maier (bester Torwart). imago
Heimann und Cramer - langjährige Weggefährten unter sich: Im Jahr 2000 trafen sich der damalige Herausgeber des kicker (gestorben am 13. Juli 2010) und Cramer bei einem Festakt wieder. Der Startrainer hatte sich im Vergleich zum Foto von 1977 kaum verändert. imago
Beim FC Bayern war Cramer ein gern gesehener Gast. Hier posiert er zu seinem 80. Geburtstag mit seinen ehemaligen Spielern Karl-Heinz Rummenigge, Franz Beckenbauer und Uli Hoeneß. Kaiser Franz sagte: "Ich spreche mit niemandem so gerne über Fußball wie mit Dettmar." imago
2013 wurde Cramer als "Deutscher Fußball-Botschafter" ausgezeichnet. Aus den Händen von kicker-Herausgeber Rainer Holzschuh (Mi.) und Roland Bischof, dem Gründer der Initiative, erhielt er den Preis. imago
Dettmar Cramer 1985 in Reit im Winkl. Sein Arbeitszimmer unter dem Dach nannte er seine "Höhle". imago
Zu Karl-Heinz Rummenigge (re.) pflegte Cramer ein besonderes Verhältnis. "Spieler wie Bulle Roth riefen immer nur 'Kalle! Kalle! Kalle!', weil es der Trainer in jedem Spiel ungefähr 78-mal rief, auch in jedem Training", erinnerte sich Cramers "Ziehsohn" im kicker-Interview. Was er ebenfalls nie vergessen wird: Wie Cramer den sturzbetrunkenen Rolling-Stones-Sänger Mick Jagger aus der Mannschaftsbesprechung warf. imago
Dettmar Cramer, ein Arbeiter, ein Weltenbummler - und vor allem ein Perfektionist. Sein Lebensmotto war gleichzeitig sein Erfolgsrezept: "So lange besser möglich ist, ist gut nicht gut genug." picture alliance
Im Alter von 90 Jahren verstarb Dettmar Cramer am 17. September 2015 an seinem Wohnort Reit im Winkl. imago