Aggressives Pressing der Werkself
Hannovers Trainer Tayfun Korkut tauschte nach dem 2:0-Auswärtssieg bei Hertha BSC zweimal Personal: Prib und Stindl durften für Bittencourt und Thesker (beide Bank) ran. Leverkusens Coach Roger Schmidt nahm im Vergleich zum 0:0 gegen Mainz sogar drei personelle Wechsel vor: Boenisch, Hilbert und Rolfes begannen für Brandt, Donati und Wendell (alle Bank).
Die nach langer Verletzungspause zurückgekehrten Kapitäne Stindl und Rolfes waren sofort präsent und nahmen aktiv am Spiel teil. Vor allem Bayer begann aggressiv und setzte die Hausherren mit riskantem Pressing unter Druck. Selbst die Außenverteidiger der Werkself störten den gegnerischen Spielaufbau schon vor der Mittellinie. War die Werkself selbst in Ballbesitz, waren die Offensivbemühungen sehr rechtslastig: Immer wieder wurde Bellarabi auf der Außenbahn gesucht, der Nationalspieler hatte mit Prib aber einen unangenehmen Wachhund an seiner Seite. Die erste gute Chance der Partie verbuchte Bellarabi dennoch: Der Flügelflitzer traf aus spitzem Winkel das Außennetz (10.).
Zum zweiten Mal Außennetz - Hilberts Patzer
Der 12. Spieltag
Danach hielt 96 deutlich besser dagegen und verstrickte Leverkusen in viele Zweikämpfe im Mittelfeld. Die Gäste versuchten es immer wieder mit langen Bällen oder Steilpässen auf die schnellen Außen Bellarabi und Son sowie Sturmtank Kießling. Die Abseitsfalle der Roten schnappte aber beinahe jedes Mal zu. Vereinzelt näherten sich dann auch die Niedersachsen dem gegnerischen Strafraum an: Stindl nahm eine Flanke direkt ab, zielte aus zehn Metern aber genau auf Leno (16.). Auf der anderen Seite erzitterte das Außennetz erneut: Bellarabi tauchte frei vor Zieler auf, traf das Tor aber wiederholt nur von außen (26.).
Im weiteren Verlauf wurde die Begegnung immer zerfahrener. Das lag zum einen an der intensiven Zweikampfführung, aber vor allem auch an einer katastrophalen Passquote beider Mannschaften. Bis zur Halbzeit brachte Hannover nur 57 Prozent der Zuspiele zum Mitspieler, bei Leverkusen waren es sogar nur 55 Prozent. Einen beinahe folgenschweren Fehlpass erlaubte sich Hilbert: Nach einer Flanke von rechts legte der Rechtsverteidiger mit der Brust viel zu kurz für Leno zurück. Kiyotake spritzte dazwischen, scheiterte aber an einem Blitz-Reflex des Bayer-Keepers (33.). Torlos ging es in die Pause.
Bei Kießling platzt der Knoten
Das Ende der Durststrecke: Leverkusens Stefan Kießling trifft nach 860 Minuten wieder ins Tor. Getty Images
Mit Wiederbeginn brachte Schmidt mit Castro den zweiten Rückkehrer. Seine Einwechslung sollte sich nur Sekunden später bezahlt machen: Der Joker drang über das linke Strafraumeck in den Sechzehner ein und legte quer in die Mitte. Dort lauerte Kießling und drückte das Spielgerät aus sechs Metern zum 1:0 über die Linie (46.). Damit traf der Blondschopf nach einer langen Durststrecke mit 860 Minuten ohne Treffer in der Bundesliga wieder ins Tor - gleichzeitig endete auch Hannovers Serie von zuvor drei Partien ohne Gegentor.
Der Treffer hinterließ Wirkung: 96 wackelte kurz und musste sich in den Folgeminuten erst wieder finden. Dann meldete sich Stindl mit einem 16-Meter-Hammer zurück, doch Leno parierte stark (54.). Fast im Gegenzug der nächste Nackenschlag für die Hausherren: Son dribbelte vom linken Sechzehnereck die Strafraumgrenze entlang nach innen und nagelte die Kugel präzise ins rechte Eck - 2:0 (58.). Die direkte Antwort der Niedersachsen: Kiyotake drehte einen Freistoß in die Spielertraube, wo Gülselam genau neben den rechten Pfosten einköpfte (60.).
Bellarabi mit dem Sahnehäubchen
Plötzlich schien wieder alles offen und 96 agierte deutlich offensiver. Das aber eröffnete den Gästen exzellente Konterchancen: Erst traf Hilbert den Pfosten (64.), denn spielte der Rechtsverteidiger einen Traumpass in den Lauf von Bellarabi, der frei vor Zieler lässig zum 3:1 einschob (72.). Nun waren die Würfel gefallen. Zwar drängte 96 weiterhin nach vorne, doch bissen sich die Roten reihenweise die Zähne an der gut geordneten und noch immer mit Pressing agierenden Bayer-Truppe aus. Es blieb beim 1:3.
Für Hannover geht es am nächsten Samstag (18.30 Uhr) mit einem Auswärtsspiel in Hoffenheim weiter. Leverkusen empfängt drei Stunden zuvor Köln.