Eiskalte Dusche von Perisic
Hamburgs Trainer Mirko Slomka musste nach der 1:2-Derbypleite in Hannover auf den verletzten van der Vaart (Wadenzerrung) verzichten und brachte dafür Ilicevic. Kurz vor dem Anpfiff meldete sich auch noch Djourou wegen Adduktorenproblemen ab. Dafür rückte Tesche in die Startelf. Wolfsburgs Coach Dieter Hecking veränderte seine Mannschaft im Vergleich zur 0:2-Niederlage im DFB-Pokal-Halbfinale in Dortmund auf zwei Positionen: Rodriguez verdrängte Schäfer auf die Bank, und Polak vertrat den verletzten Malanda (Innenbandanriss).
Die Partie lief gerade einmal 92 Sekunden, da holten sich die Hanseaten schon eine eiskalte Dusche ab: Mit der ersten Offensivaktion der Gäste spielte Luiz Gustavo einen Zuckerpass aus dem Mittelfeld in den Lauf des antrittsschnellen Perisic, der seinen Bewachern enteilte und frei vor dem weit aufgerückten Torwart Adler mit einem Flachschuss zum 1:0 vollendete (2.). Diese frühe Führung spielte dem VfL natürlich voll in die Karten. Gegen deutlich verunsicherte Hamburger agierten die Wölfe mit Pressing und störten den Spielaufbau der Hausherren so schon früh. Der HSV kam deshalb nur nach Calhanoglu-Standards (11.) oder nach leichtsinnigen Fehlern der Wolfsburger (16., 17.) in den Gefahrenbereich.
Hamburg ohne Ideen, Wolfsburg mit de Bruyne
Der 31. Spieltag
In der Folge ließ Wolfsburg die Hamburger zwar ins Spiel kommen, dabei entwickelten die Hausherren aber keinerlei Durchschlagskraft. Dem HSV fehlte es an Ideen, Kreativität und Zug zum Tor. Der VfL tat über weite Strecken nur das Nötigste und lieferte so ebenfalls einen biederen Auftritt. Nur punktuell kamen die Gäste vor das Tor, wurden dann aber prompt gefährlich: Olic schickte de Bruyne mit einem Kopfball auf die Reise. Der Belgier hatte freie Bahn, lief alleine auf Adler zu, scheiterte dann aber aus 16 Metern an einer starken Parade des Torwarts (31.).
Ansonsten neutralisierten sich beide Mannschaften im Mittelfeld. Erst kurz vor dem Halbzeitpfiff sorgte Wolfsburg noch einmal für Aufregung: An der linken Strafraumkante spielte Olic de Bruyne frei. Der Mittelfeldmann zog aus linker Position ab und feuerte die Kugel präzise ins rechte Eck (42.). In der Imtech-Arena herrschte nun Totenstille. Diese Friedhof-Atmosphäre sollte aber wenig später weichen, denn mit dem Halbzeitpfiff ging das schockierte Schweigen in ein gellendes Pfeifkonzert über.
Olic mit der nächsten kalten Dusche
Haben gut Lachen: Die Wolfsburger Torschützen Kevin de Bruyne (l.) und Ivica Olic (r.). picture alliance
Nach dem Seitenwechsel dauerte es erneut nicht lange, ehe der VfL schlafmützige Hanseaten bestrafte: Rodriguez trat die Ecke auf den zweiten Pfosten, wo Naldo aufs Tor köpfte. Kurz vor der Linie spritzte noch Olic dazwischen, lenkte den Ball zum 3:0 ins Netz (49.). Erst jetzt war der HSV ein wenig wacher und verzeichnete immerhin drei Abschlüsse: Ilicevic traf aus spitzem Winkel das Außennetz (50.), Calhanoglu scheiterte mit einem 17-Meter-Schuss an Torwart Grün, der das Leder sehenswert aus dem Winkel fischte (51.) und Zoua köpfte eine Ecke knapp drüber (52.).
Diese kurze Drangphase gab den Hanseaten Auftrieb. Ilicevic spielte an der linken Strafraumkante einen Doppelpass mit Tesche, blieb im Sechzehner beinahe an Knoche hängen, doch verwandelte schließlich artistisch mit einem Schuss ins rechte Eck (58.). Nun war Hamburg plötzlich präsenter und ging engagiert in die Zweikämpfe. Wolfsburg tat sich schwer, den Schalter wieder umzulegen, hielt aber zumindest dagegen. In dieser Phase kamen beide Mannschaften nur mit langen Bällen oder Standards in die Box. Wirklich zwingend wurde es aber nicht.
Luiz Gustavo trifft Pfosten und Latte
Die Schlussphase läutete Luiz Gustavo mit einem Pfostenknaller ein: Sein Schuss vom rechten Strafraumeck klatschte ans linke Aluminium (73.). Auch der nächste Paukenschlag gehörte dem Brasilianer, der die Kugel wenig später an die Latte nagelte (82.). Kurz darauf ließ Olic die Entscheidung liegen, als er frei vor Adler an einem starken Reflex des Torwarts scheiterte (83.). Von den Hausherren kam hingegen nichts Zwingendes. Der HSV ging kaum ins Risiko und rückte nur behäbig nach. Daraus resultierte keinerlei Torgefahr - es blieb beim 1:3. In der 90. Minute holte sich Luiz Gustavo nach einem Handspiel aber noch die Gelb-Rote Karte ab. Für den Mittelfeldmann ist es die dritte Ampelkarte in der laufenden Saison.
Nächste Woche Sonntag (15.30 Uhr) muss Hamburg auswärts in Augsburg ran. Wolfsburg genießt tags zuvor (15.30 Uhr) Heimrecht gegen Freiburg.