Überraschung und Wiedersehen
VfB-Coach Huub Stevens reagierte auf das 1:1 gegen Gladbach mit zwei Wechseln - darunter eine absolute Überraschung: Der ehemalige Nationalspieler Cacau begann für Werner, der mit leichten Muskelproblemen im Oberschenkel zunächst auf der Bank seinen Platz einnahm. Ferner ersetzte Sakai Boka (muskuläre Probleme) hinten links. S04-Trainer Jens Keller reagierte auf den jüngsten 2:0-Erfolg gegen Hertha mit einem Tausch: Der gesperrte Draxler (5. Gelbe Karte) wurde durch Obasi vertreten. Außerdem musste Farfan mit einer allergischen Reaktion auf ein Medikament gänzlich passen.
Der als "Knurrer von Kerkrade" bekannte Stevens bekam es an diesem Ostersonntag mit seinem ehemaligen Klub Schalke zu tun, bei dem am 16. Dezember 2012 seine zweite Amtszeit endete. Im Vorfeld machte der Übungsleiter seinem Spitznamen allerdings nicht alle Ehre, zeigte sich durchaus positiv gestimmt: "Wir versuchen, mit dem Druck locker umzugehen und Spaß zu haben. Man kann draufhauen und die Spieler fertig machen oder ihnen Vertrauen geben. Dafür habe ich mich entschieden."
Didavi mit Schnitt
Eines vorneweg: Die 60.000 Zuschauer in der Mercedes-Benz-Arena sahen erste überschaubare 45 Minuten, die nur wenige Chancen boten. Dafür aber anderes: Die ersten Ausrufezeichen lieferte dabei ein hoch motivierter Cacau, der direkt zweimal foulte und später ob seiner Anzahl an Fouls für ein neuerliches Einsteigen gegen Matip die Gelbe Karte sah (28.). Alles wichtige Aktionen im Abstiegskampf, die vor allem dem Publikum anheizten. Die VfB-Akteure zogen sich bis dato vornehmlich zurück, lauerten auf Gegenschläge gegen zwar den Ballbesitz dominierende, aber völlig ideenlose Schalker.
Per Kopf erfolgreich: Martin Harnik. Getty Images
Es war schließlich die erste richtige Offensivaktion, die zum ersten Tor führte - zugunsten der Schwaben: Ein Freistoß kam dabei von Didavi exzellent und mit viel Schnitt Richtung Fünfmeterraum. Dort stieg Harnik genau im richtigen Moment hoch und drückte das Spielgerät an Fährmann vorbei zum 1:0 ins Netz (23.). Das bescherte dem Gastgeber natürlich frischen Mut, was die Stevens-Elf direkt in mehr Offensivpressing ummünzte. Chancen blieben auch dabei aber Mangelware - hüben wie drüben. Immerhin setzte Goretzka mit einem Fallrückzieher für einen kleinen königsblauen Aha-Effekt (33.), ehe kurz vor dem Pausenpfiff Huntelaar eine scharfe Hereingabe von rechts hauch dünn verpasste (45.+2). Die knappe Führung ging für den VfB allerdings irgendwie in Ordnung, weil gerade der oft zitierte Abstiegskampf stimmte - elfmal spielten die Schwaben in Durchgang eins Foul. Darüber hinaus vergab noch Cacau die Großchance auf das 2:0, konnte den Pass von Traoré aber nicht über die Linie drücken (37.).
Der 31. Spieltag
Cacaus und Harniks Doppelschlag
Der zweite Durchlauf begann zunächst wie der erste überschaubar. Immerhin verbuchte Boateng so etwas wie den ersten Abschluss der Schalker, doch sein Versuch endete rechts neben dem Tor in der Werbebande (49.). Wenig später fasste sich Boateng aus der Distanz ein Herz, nagelte seinen wuchtigen Abschluss knapp über das Tor (53.). Darüber hinaus ließ sich bei den Königsblauen Huntelaar oftmals sehr tief fallen, weil ansonsten kaum Bälle zum Niederländer vordrangen.
Und als die Königsblauen am Drücker waren, schlugen die zweikampfstarken Stuttgarter eiskalt zu und markierten das 2:0. Der Torschütze? Cacau, der damit seinen Einsatz rechtfertigte. Traoré schlug dabei die Flanke von rechts, fand seinen Sturmkollegen im Zentrum, der sich gegen Hoogland behauptete und gegen die Laufrichtung von Torhüter Fährmann einnickte (54.). Für den Ex-Nationalspieler das erste Tor seit dem 23. September 2012 gegen Bremen (2:2). Der VfB wusste prompt nachzulegen: Sakai schlängelte sich die linke Grundlinie entlang, ließ dabei Ayhan trocken stehen. Der Außenverteidiger behielt dabei noch die Übersicht und legte in den Rückraum ab für Harnik, der humorlos zum 3:0 abschloss (59.).
Noch einmal Spannung
Doch war das die Entscheidung? Mitnichten! Goretzka konnte plötzlich unbedrängt von rechts in Richtung Strafraumkante ziehen, wurde dabei von den bis dahin eng stehenden Stuttgartern in Ruhe gelassen und konnte letztlich quer zu Joker Szalai legen. Der Ungar behielt die Übersicht und bugsierte das Leder ins linke untere Eck (69.). Es folgten eine starke Ulreich-Parade gegen einen Boateng-Kopfball (71.) und ein Tor von Szalai. Dieses zählte aber nicht, weil der Eckball von Hoogland zuvor bereits die Torauslinie passiert hatte (73.).
Kurze Zeit stand das VfB-Herz zwar noch still, doch spätestens nach dieser Aktion kehrte wieder etwas Sicherheit zurück. Für noch mehr Ruhe hätte am Ende Sakai sorgen müssen, der eine Großchance frei vor Torwart Fährmann vergab (82.). Nach einigen kleineren Unsicherheiten in der Defensive, die allesamt unbestraft blieben, konnte der Dreier aber gefeiert werden. Mit dem Sieg avancierten die Schwaben zum Gewinner des 31. Spieltags, distanzierten die drei Kellerkinder Braunschweig, Nürnberg und Hamburg, die allesamt leer ausgingen. Einen schönen Umstand gab es obendrein: der 700. Bundesliga-Sieg des VfB.
Nächsten Freitag (20.30 Uhr) ist der VfB in Hannover zu Gast. Die Schalker empfangen erst am Sonntag (17.30 Uhr) die Borussia aus Mönchengladbach.