Am Tag danach suchte Valerien Ismael das Gespräch mit seinen Spielern. Beim Auslaufen am Valznerweiher holte er zunächst einige Akteure wie Torwart Patrick Rakovsky und Verteidiger Ondrej Celustka einzeln zu sich, während die anderen auf dem Rasen ihre Runden drehten. Bevor es nach gut einer halben Stunde zurück in die Kabine ging, richtete der Trainer noch ein paar Worte an die versammelte Truppe, die das 0:3 in Darmstadt auf dem Platz erlebt hatte.
Es ging darum, die bitteren Geschehnisse des Vorabends aufzuarbeiten. Den "nächsten Schritt" hatte Ismael von seiner Mannschaft gegen Darmstadt gefordert, sie sollte gegen eine tiefstehende, kampfstarke Mannschaft wieder vermehrt spielerische Lösungen suchen und finden. Gelungen ist das aber höchstens in ganz wenigen Ansätzen in der ersten Hälfte. Stattdessen machte der Club am Böllenfalltor "einen Schritt zurück", wie Mittelfeldspieler Robert Koch urteilte.
Die erste Hälfte war "in Ordnung"
"Es ist ein Rückschlag", gibt auch Ismael unumwunden zu. Aber einer, "der zu unserer Entwicklung gehört". Die Stimmung beim Club war am Dienstag zwar gedämpft – aber lange nicht so katastrophal wie vor einigen Wochen, als es drei Niederlagen in Folge gegen Düsseldorf (0:2), Karlsruhe (0:3) und Heidenheim (0:3) gesetzt hatte. Die erste Hälfte seines Teams fand Ismael sogar "in Ordnung. Wir hatten drei hundertprozentige Chancen, aber wir haben das Tor nicht gemacht."
Dass wir uns in einem Lernprozess befinden, darf nicht immer Ausrede sein.
Kapitän Jürgen Mössmer
Was Ismael allerdings Grund zur Sorge bietet, ist das Zweikampfverhalten seiner Mannschaft vor den Gegentoren. Auch wenn Darmstadts Stroh-Engel beim 0:1 hauchdünn im Abseits stand, hatten ihn Nürnbergs Innenverteidiger in dieser Szene doch aus den Augen verloren. Koch und Manuel Bihr vor dem 0:2 sowie Niklas Stark vor dem 0:3 ließen ihre Gegenspieler einfach gewähren. Als "unclever" bezeichnet Ismael derartiges Zweikampfverhalten: "In manchen Situationen waren wir zu naiv. Wir müssen klare Entscheidungen treffen."
In der zweiten Hälfte kam vom FCN auch offensiv kaum noch etwas. Nach dem Rückstand "lassen wir uns hängen", monierte Kapitän Mössmer und resümierte: "Letztlich gehen wir dann wieder unter." Der 25-Jährige mahnte: "Dass wir uns in einem Lernprozess befinden, darf nicht immer Ausrede sein. Wir sollten lernen, die Zweikämpfe konsequenter zu führen." Zwei Punkte trennen den Club derzeit vom Relegationsplatz, den St. Pauli belegt. Die Hamburger sind am Samstag zu Gast in Franken. "Wir müssen jetzt die Ärmel hochkrempeln, um die Niederlage in Darmstadt wieder auszubügeln", appelliert Koch.
Evseev fehlt am Samstag - Sylvestr und Bihr sind fraglich
Jakub Sylvestr (Adduktorenprobleme) und Manuel Bihr (Knöchelprobleme), die schon vor dem Spiel gegen Darmstadt angeschlagen waren, fehlten am Dienstag beim Auslaufen. "Wir müssen abwarten", sagte Ismael mit Blick auf die Partie am Samstag. Definitiv fehlen wird gegen St. Pauli Willi Evseev. Der Neuzugang vom VfL Wolfburg, der beim Club erst zu einem Kurzeinsatz kam, zog sich am Wochenende einen Hexenschuss zu. "Er wird mindestens zwei Wochen ausfallen", sagte Ismael.
David Bernreuther