Ingolstadts Trainer Ralph Hasenhüttl gab exakt jenen elf Akteuren das Vertrauen, die am vergangenen Spieltag den 1:0-Sieg in Heidenheim einfuhren. Auf Seiten der Düsseldorfer musste Taskin Aksoy im Vergleich zum 1:1 gegen Kaiserslautern zweimal Personal tauschen: Für den gelbgesperrten Tah rückte Schmidtgal wieder ins Team, außerdem begann Pohjanpalo im Sturmzentrum für Benschop (muskuläre Probleme).
Düsseldorf startete selbstbewusst und mit viel Tempo in seinen Angriffsaktionen. Schmitz sorgte mit seinem ambitionierten Sololauf durch die gesamte gegnerische Hälfte für den Wachmacher, legte sich aber den Ball zu weit vor und wurde vom mitspielenden Özcan am Abschluss gehindert (3.). Vor allem die Außenpositionen sorgten für Betrieb nach vorne, der agile Bellinghausen leitete von links den ersten Hochkaräter der Partie ein: Seine halbhohe Hereingabe erwischte Pohjanpalo im Rutschen, brachte aber keinen kontrollierten Abschluss zustande. In hohem Bogen flog der Ball in Richtung Torlinie, ehe Danilo in höchster Not artistisch klärte (8.).
Ingolstadt wurde zunächst nur nach Aktionen von Groß gefährlich: Eine Hereingabe verpasste Hübner im Zentrum (4.), dann klärte Rensing einen Freistoß aus spitzem Winkel zur Ecke (10.). Aus dem Spiel heraus taten sich die Schanzer schwer, konnten kaum einmal zwingende Möglichkeiten generieren. Das tonangebende Team war das der Gäste, das jedoch selbst nicht über Halbchancen hinauskam.
Morales scheitert vom Punkt
Bis zur 30. Minute war das Duell vor allem von Spielunterbrechungen geprägt, Hasenhüttl sah nun das von ihm erwartete sehr intensive Duell ohne spielerische Glanzlichter. Dann jedoch überschlugen sich die Ereignisse: Erst wurde Lex von Bodzek im Strafraum zu Boden gezerrt – Elfmeter und Platzverweis für den Düsseldorfer (29.)! Morales trat an, Rensing parierte den schwach getretenen Schuss (30.). Als sich die Ingolstädter scheinbar noch gedanklich sortierten, schlugen die dezimierten Gäste eiskalt zu. Ein langer Abschlag von Rensing rutschte bis zu Danilo durch, der seinen Keeper Özcan mitnehmen wollte. Doch der Rückpass geriet zur Steilvorlage für Pohjanpalo, der das Geschenk annahm und von rechts aus spitzem Winkel mit dem Außenrist zur Führung einnetzte (33.).
Ingolstadt reagierte wütend und kam noch einmal zu guten Torgelegenheiten: Erst traf Leckie mit seinem Kopfball nur den linken Außenpfosten (44.), dann parierte Rensing erneut einen direkt getretenen Freistoß von Groß (45.+1).
Der 29. Spieltag
Die Marschroute für den Spitzenreiter war klar: Gegen zehn Düsseldorfer möglichst schnell zurück ins Spiel finden. Die Schanzer erhöhten den Druck, kamen aber weiterhin nur über Standards zu Chancen: Rogers Direktabnahme landete fernab des Gehäuses (48.), Hübners Kopfball klärte Schmidtgal auf der Torlinie (54.). Hasenhüttl sah Handlungsbedarf und brachte mit Pledl und Hartmann frische Offensivkräfte. Und damit bewies der Coach ein goldenes Händchen: Gerade vier Minuten auf dem Feld, nutzte Hartmann die allgemeine Konfusion im Düsseldorfer Strafraum, setzte sich gegen Bomheuer durch und schoss aus 16 Metern mit links unhaltbar links unten ein (65.). Die Chance zur Führung vergab daraufhin Hinterseer, der nach scharfem Zuspiel von Leckie aus zwölf Metern verzog (71.).
Es schien nur eine Frage der Zeit zu sein, wann den Hausherren das 2:1 gelingt, da wagte sich die Fortuna doch noch einmal nach vorn. Liendl bediente Bellinghausen bei einem Konter auf links, der per Querpass den eingewechselten Bebou in Szene setzte - und der Joker musste freistehend nur noch einschieben (74.). Jetzt hatten die Gäste Oberwasser, die sich nun aber wieder auf die totale Defensive verlegten und sich mit Mann und Maus rund um den eigenen Strafraum einigelten.
Lucky Punch in der letzten Sekunde
Das letzte Kapitel dieses Duells war noch längst nicht geschrieben. Die Schanzer rannten wild an - und wurden doch noch belohnt: Nach einem weiten Freistoß von Groß nahm Leckie Maß und nickte das Leder wuchtig unhaltbar zum Ausgleich ins Netz (86.). Doch damit nicht genug: Der Spitzenreiter wollte die drei Punkte mit aller Macht, sinnbildlich dafür stand Kapitän Matip, der in der buchstäblich allerletzten Sekunde den Wahnsinn komplett machte und auf Groß-Flanke zum 3:2-Endstand einköpfte (90.+6)!
Alle Beteiligten wussten, welchen Stellenwert dieses Tor für das Aufstiegsrennen haben könnte, dementsprechend ausgelassen fiel der Jubel aller Spieler, Ersatzspieler und Trainer aus. Nicht nur die drei Punkte markieren einen großen Schritt in Richtung Bundesliga, vor allem auch die Art des Zustandekommens sollte weiter Auftrieb geben für die nächsten Wochen. Am kommenden Sonntag (13.30 Uhr) kann der Tabellenführer bei Union Berlin für ein weiteres Ausrufezeichen sorgen, Düsseldorf empfängt am Samstag (13 Uhr) die Münchner Löwen.