Basketball

Früherer Europameister Welp gestorben

Center führte Deutschland zum EM-Titel 1993

Früherer Europameister Welp gestorben

Christian Welp

Christian Welp imago

Beim bislang einzigen EM-Titelgewinn der deutschen Nationalmannschaft 1993 wurde der Center als wertvollster Spieler des Turniers ausgezeichnet. Beim 71:70 im Finale gegen Russland kam er insgesamt auf 18 Punkte, erzielte kurz vor Schluss per Dunking den Ausgleich und versenkte den anschließenden Freiwurf zum Sieg.

In der nordamerikanischen Profiliga NBA spielte er für die Philadelphia 76ers, San Antonio Spurs und die Golden State Warriors. Nach seiner Rückkehr nach Europa lief er unter anderem für Bayer Leverkusen, Olympiakos Piräus und Alba Berlin auf. Zuletzt lebte er wieder in den USA.

"Ich bin schockiert", äußerte sich unter anderem Svetislav Pesic, Trainer der Mannschaft, die damals mit dem 71:70-Sieg gegen die hochfavorisierten Russen den bis heute einzigen Titel für den Deutschen Basketball Bund (DBB) holte. Früh am Montagmorgen war der Serbe über die Tragödie informiert worden: "Ich habe bereits mit mehreren Spielern aus dem EM-Team gesprochen. Wir sind alle sehr, sehr traurig." Pesic erklärte weiter: "Christian war ein großer Basketballer. Zu seiner Zeit war er mit Detlef Schrempf der beste Europäer in der NBA. Er war als Mensch ein bisschen zurückhaltend, das war seine Mentalität. Aber wenn man dann mit ihm sprach, war da ein sehr angenehmer Mann mit Gefühlen."

Svetislav Pesic

Svetislav Pesic, Trainer der Mannschaft, die 1993 mit dem 71:70-Sieg gegen die hochfavorisierten Russen den bis heute einzigen Titel für den Deutschen Basketball Bund (DBB) holte. picture alliance

Die früheren Teamkollegen würdigten Welp in einem emotionalen Nachruf:

"Wir können nicht fassen, dass Christian Welp, unser Chris, tot ist. Er war Mannschaftskamerad, langjähriger Weggefährte, Freund. Und er war ein Held. Die meisten Menschen werden Chris in Erinnerung behalten, weil er 1993 im EM-Finale in München vier Sekunden vor Spielende mit seinem Dunking und seinem Freiwurf die Europameisterschaft gewann - für die Mannschaft, für die Fans, für Deutschland. Auch für uns war und ist Chris der Held von München. Er wird es immer bleiben. Aber wir gedenken vor allem einem Mann, der gar nicht darauf aus war, ein Star zu sein. Chris schob sich nie in den Vordergrund, weder auf dem Spielfeld noch außerhalb. Öffentlich war Chris geradezu scheu. Wir kannten und schätzten ihn als einen Mann mit trockenem Humor, der ehrlich war statt sich zu verstellen. Chris war Mannschaftsspieler. Er kämpfte um jeden Rebound, er stellte harte Blocks für seine Kollegen oder passte ihnen den Ball. Sogar nach seinen Heldentaten von München, die den EM-Titel brachten, stellte Chris sich nicht ins Rampenlicht, sondern sprintete aus der Halle und freute sich im Stillen. Das war unser Chris. Niemand war cooler. Sein Tod kommt viel zu früh. Er erschüttert uns. Wir trauen um Chris. Unsere Gedanken sind bei seiner Familie."

Freiwurf zum Titel: Christian Welp im Finale gegen Russland.

Freiwurf zum Titel: Christian Welp im Finale gegen Russland. imago

Christian Welp im Stenogramm:

Geboren am: 2. Januar 1964 in Delmenhorst
Gestorben am: 1. März 2015
Größe: 2,12 m
Klubs: Washington Huskies/NCAA (1983-1987), Philadelphia 76ers (1987-1989), San Antonio Spurs (1989/1990), Golden State Warriors/alle NBA (1989/1990), Bayer Giants Leverkusen (1991-1996), 1996/97 Olympiakos Piräus/Griechenland, Alba Berlin 1997/98, Viola Reggio Calabria/Italien (1998/99)
Länderspiele: 106
Erfolge: Europameister 1993, Europapokalsieger der Landesmeister 1997 (mit Piräus), deutscher Meister 1991-1996 (mit Leverkusen) und 1998 (mit Berlin), Pokalsieger 1991, 1993, 1995 (mit Leverkusen)

dpa/sid