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Waldalgesheim unter Melunovic: "Unmögliche möglich machen"

Taktische Umstellung leitet Wende im Abstiegskampf ein

Melunovic will mit Waldalgesheim erneut "das Unmögliche möglich machen"

Elvir Melunovic will Alemannia Waldalgesheim wieder zum Klassenerhalt führen.

Elvir Melunovic will Alemannia Waldalgesheim wieder zum Klassenerhalt führen. imago images/Zink

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Dem in letzter Minute gesicherten Klassenerhalt folgte im Sommer eine Kaderplanung unter erschwerten Bedingungen. In der aktuellen Saison durchlebt der SVA-Coach mit seiner Mannschaft ein Wechselbad der Gefühle. Noch im Herbst hätte wohl kaum jemand auf den erneuten Klassenerhalt gewettet, ehe die Alemannia drei Spieltage vor der Winterpause die Wende gelang. "Uns hat keiner mehr auf der Rechnung gehabt. Aber egal gegen wen wir nun spielen: Wir glauben immer daran, dass etwas drin ist", sagt der 52-Jährige.

Seit acht Spielen ist der Klub mittlerweile ungeschlagen; bisheriger Höhepunkt der beeindruckenden Serie war der 1:0-Sieg bei Eintracht Trier Mitte März. Keiner anderen Mannschaft gelang es bisher, beim souveränen Tabellenführer zu gewinnen. Auch dank des Überraschungscoups ist der Tabellen-15. auf dem Weg, den Anschluss an das Tabellenmittelfeld herzustellen.

Wie ist der Turnaround gelungen? Nach der bislang letzten Niederlage - am 11. November unterlag Waldalgesheim dem SV Gonsenheim mit 1:3 - stellte Melunovic um. Statt des bis dahin praktizierten 4-2-3-1-Systems setzt er nun auf ein kompaktes 5-3-2 als Grundformation. Taktische Umstellungen, die ähnlich wie die Ansprachen des Pro-Lizenz-Inhabers Früchte tragen: "Ich versuche, positive Energie an die Spieler weiterzugeben und ihren Glauben zu gewinnen. Vor Spielen sage ich oft: Gebt alles - das Ergebnis werde ich dann akzeptieren."

Aufholjagd bereits in der vergangenen Saison

Mut schöpft der Verein zudem aus der furiosen Aufholjagd der Vorsaison. Melunovic: "Das passiert wirklich nur einmal in 50 Jahren. Wir haben etwas erreicht, woran keiner geglaubt hat." Nach seinem Amtsantritt holte Waldalgesheim 25 von 27 möglichen Punkten. Acht Siege und ein Unentschieden bildeten schließlich die Grundlage für den Klassenerhalt.

"Er setzt sich extrem für uns ein und steht immer hinter der Mannschaft", sagt Daniel Braun. Der SVA-Kapitän lobt den "Fußball-Besessenen". Als akribischer Arbeiter lege dieser zudem großes Augenmerk auf die Defensive. Der ehemalige Regionalliga-Verteidiger Melunovic (Borussia Neunkirchen, SV Elversberg) muss beim Gedanken an seine eigene Spielerlaufbahn lachen: "Ich bin in einer anderen Zeit aufgewachsen. Damals herrschte ein etwas härterer Ton." Während mittlerweile mehr Gespräche geführt und von Spielerseite viel deutlicher Informationen verlangt würden, sei manches aber gleich: "Respekt, Disziplin - diese Tugenden bleiben."

"Ich versuche, den Verein weiterzuentwickeln, zu professionalisieren"

Melunovic, der vor seiner Zeit in Waldalgesheim im Jugendbereich (Kickers Offenbach, 1. FC Saarbrücken) tätig war, könne "unheimlich gut" mit jungen Akteuren umgehen, erklärt Jörg Schniering. Der Sportliche Leiter lobt das Training ("überragend") und den Fortschritt so manches Alemannia-Akteurs: "Wie sich die Spieler unter Elvir entwickeln, ist richtig gut." Ein Großteil des Kaders hat schon ligaunabhängig bis 2025 verlängert, darunter Kapitän Braun sowie der bislang erfolgreichste Angreifer Pierre Merkel (zehn Tore).

Und auch die Mission des erfahrenen Trainers im Stadion an der Waldstraße ist noch nicht beendet. Melunovic hat seinen Vertrag ebenfalls bis 2025 verlängert - gleichwohl hat er die Zusage, dass man ihm bei einem Angebot eines höherklassigen Klubs keine Steine in den Weg legt. "Ich versuche, den Verein weiterzuentwickeln, zu professionalisieren", sagt er über den "Reiz" seiner Arbeit. Kurzfristig will er nun wieder "das Unmögliche möglich machen", sprich: den Klassenerhalt sichern. "Für uns als kleiner Dorfverein hätte das einen hohen Stellenwert. Die Oberliga ist das höchste der Gefühle", betont Schniering. Der nächste Schritt soll schon am Samstag erfolgen: Dann kommt der Tabellenzweite Pirmasens nach Waldalgesheim (14.30 Uhr).

Steffen Schneider

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