Bundesliga

Magerkost in Frankfurt - Das Waldstadion als Tempel der Langeweile

Skhiri, Götze und Dina Ebimbe sind bereit für die Startelf

Magerkost in Frankfurt - Das Waldstadion als Tempel der Langeweile

Hat etwas von einer Festung, doch die Fans der Frankurter Eintracht gegen nur selten zufrieden nach Hause.

Hat etwas von einer Festung, doch die Fans der Frankurter Eintracht gegen nur selten zufrieden nach Hause. IMAGO/osnapix

Die Eintracht setzte in dieser Saison schon einige eminent wichtige Spiele leichtfertig in den Sand, erinnert sei allen voran an das peinliche DFB-Pokal-Aus in Saarbrücken (0:2) und die unterirdische Leistung im Conference-League-Rückspiel gegen Union Saint-Gilloise (2:2, 1:2). Enttäuschungen gab es auch in den jüngsten Heimspielen gegen Union Berlin (0:0) und Werder Bremen (1:1). Deshalb steht Frankfurt vor dem Duell mit dem direkten Verfolger Augsburg am Freitagabend (20.30 Uhr, LIVE! bei kicker) unter Druck wie noch nie in dieser Saison. Angesichts des anspruchsvollen Restprogramms besteht nur bei einem Sieg die realistische Chance, den 6. Platz bis zum Schluss zu verteidigen.

Festung Waldstadion, aber kein Spektakel

Was auf den ersten Blick nicht zur schlechten Stimmung passt: In den jüngsten 24 Bundesliga-Heimspielen kassierte die Eintracht lediglich eine Niederlage - beim 1:2 gegen Stuttgart am 12. Spieltag dieser Saison. Zuvor verloren die Hessen im eigenen Stadion letztmals am 29. Oktober 2022 beim unglücklichen 1:2 gegen Borussia Dortmund. Man kann das Waldstadion also mit Fug und Recht eine Festung nennen.

Weniger erfreulich ist, dass sieben Heimspiele in dieser Saison mit einem Remis endeten. Von diesen Partien war lediglich das 3:3 gegen den BVB spektakulär. Gegen Köln (1:1), Freiburg (0:0), Bochum (1:1), Wolfsburg (2:2), Union Berlin (0:0) und Bremen (1:1) erfüllte die Mannschaft die Erwartungen nicht. Die unterm Strich oft zähen, ideenlosen und von einfachen Fehlern geprägten Auftritte verstimmten die Fans.

"Willkommen im Tempel des Spektakels", frohlockte Vorstandssprecher Axel Hellmann vor einer Dekade nach einem furiosen 4:4 gegen Hertha BSC. In dieser Saison gleicht das Waldstadion eher einem Tempel der Langeweile. Ob sich das ausgerechnet am gegen Augsburg ändert? In den jüngsten vier Partien erzielte die SGE lediglich zwei Tore, Frankfurts Top-Torjäger Omar Marmoush wartet seit 529 Minuten auf einen Treffer. Erschwerend hinzu kommt die auch in der Mannschaft angeknackste Stimmung. "Die Atmosphäre ist nicht ganz positiv", räumt Makoto Hasebe ein.

Viel Qualität kehrt zurück - Ein Sieg für Hölzenbein?

Doch es gibt auch positive Neuigkeiten. Sechser Ellyes Skhiri und Achter Mario Götze sind wieder fit und werden voraussichtlich ebenso in die Elf zurückkehren wie der zuletzt gesperrte Eric Junior Dina Ebimbe. Auch Stürmer Hugo Ekitiké ist ein Kandidat für die Startelf. "Er hatte eine sehr gute Trainingswoche. Im Kleinfeldspiel erzielte er ein paar Tore, sodass er ein gewisses Selbstvertrauen hat", berichtet Trainer Dino Toppmöller.

Vor dem Anpfiff wird die Eintracht der verstorbenen Vereinsikone Bernd Hölzenbein in einer Schweigeminute gedenken, die Spieler werden außerdem einen Trauerflor tragen. "Der Tod von Bernd Hölzenbein hat die ganze Eintracht-Familie erschüttert. Er war ein besonderer Mensch und besonderer Spieler. Bernd zu Ehren wollen wir unbedingt gewinnen", betont Toppmöller.

In diesem Spiel gehe es "weniger um taktische Dinge", sondern vielmehr darum, "Emotionalität, Leidenschaft und Intensität auf den Platz zu bringen", meint Toppmöller. Der Coach fordert: "Das wollen wir von Anfang an klar und deutlich sehen, diese Basics sind der Grundstein." In dieser Phase der Saison gehe es nicht mehr um eine "spielerische Entwicklung", sondern schlichtweg um Ergebnisse.

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Wobei die größere fußballerische Klasse im Vergleich zum Augsburger Kader durchaus sichtbar werden könnte, wenn - im ersten Schritt - die Grundtugenden auf den Platz gebracht werden. Toppmöller könnte sein Team in Ballbesitz beispielsweise in einem 4-3-3 aufs Feld schicken. Mit Sechser Skhiri sowie den Achtern Götze und Hugo Larsson hätte er im Zentrum drei starke Fußballer, die miteinander kombinieren können. Davor könnten die dynamischen Marmoush und Dina Ebimbe den nicht minder schnellen Mittelstürmer Ekitiké flankieren. Unterm Strich stehen diese Profis für ein immenses Potenzial, das zu selten abgerufen wurde.

248 Ecken ohne Tor - Rekord seit Erfassung der Statistik

Schwer einzuschätzen ist, wer in der Viererkette außen verteidigen wird. Behält Aurelio Buta rechts seinen Platz? Oder erhält Nnamdi Collins eine neue Chance? Setzt Toppmöller links auf den im Positiven wie im Negativen unberechenbaren Niels Nkounkou? Oder erhält Philipp Max gegen seinen Ex-Klub den Vorzug? Fest steht allein, dass Jean-Matteo Bahoya, der in Stuttgart in der Startelf stand, wegen Problemen am Sprunggelenk keine Option ist.

Zum Schluss noch etwas Statistik: Gegen Augsburg erzielte die SGE in der Bundesliga letztmals ein Tor nach einer Ecke. Am 6. November 2022 schoss Ansgar Knauff in Augsburg den 2:1-Siegtreffer im Anschluss an einen Eckball. Es folgten 248 Ecken ohne Tor. Seit Erfassung der Standards zur Saison 2004/05 hatte noch nie eine Mannschaft im Oberhaus so viele Ecken in Folge ohne Torerfolg.

Den bisherigen Rekord hielt Bielefeld, allerdings von einer langen Phase in der 2. Liga unterbrochen: Zwischen April 2008 und Januar 2021 blieb die Arminia in der 1. Liga 61 Spiele mit 245 Ecken ohne Tor. Beim Spiel in Stuttgart zog die Eintracht an Bielefeld vorbei. Was trotzdem Mut macht: Augsburg kassierte in dieser Saison bereits acht Tore nach Ecken, das sind - gemeinsam mit fünf anderen Teams - ligaweit die meisten Gegentreffer nach Eckbällen.

Julian Franzke

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