WM

Kroatien: Eine neue Hoffnung

Größter Erfolg liegt fast 20 Jahre zurück

Kroatien: Eine neue Hoffnung

Der Chef: Luka Modric ist der Denker und Lenker des kroatischen Spiels.

Der Chef: Luka Modric ist der Denker und Lenker des kroatischen Spiels. imago

Der 4. Juli 1998 dürfte noch zahlreichen kroatischen Fußballfans in bester Erinnerung bleiben. Bei der WM in Frankreich schlug man den großen Favoriten Deutschland mit 3:0 - Jarni (45.), Vlaovic (80.) und Suker (85.) avancierten damals zu Volkshelden. Im Halbfinale war dann zwar gegen den späteren Titelträger Frankreich Schluss (1:2), doch immerhin gewann man das kleine Finale gegen die Niederlande (2:1).

Die guten alten Zeiten sollen nun endlich durch neue gute Zeiten abgelöst werden. Das Spielermaterial ist dafür vorhanden: So verfügt Kroatien mit Luka Modric (Real Madrid), Ivan Rakitic (FC Barcelona) und Ivan Perisic (Inter Mailand) über ein exzellentes Mittelfeld, und auch der Sturm kann sich dank Mario Mandzukic (Juventus Turin) und Andrej Kramaric (Hoffenheim) oder Nikola Kalinic (AC Mailand) sehen lassen.

Weltmeisterschaft - Tabelle - Gruppe D
Pl. Verein Punkte
1
Kroatien Kroatien
3
2
Argentinien Argentinien
1
Island Island
1
Weltmeisterschaft - Vorrunde, 1. Spieltag
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Die Feurigen verfügen zweifellos über eine starke Offensive, was auf die Defensive allerdings nicht unbedingt zutrifft. Immer wieder zeigte sich diese in der WM-Qualifikation nicht wirklich sattelfest, was letztlich auch dazu führte, dass Kroatien auf seinem Weg nach Russland einen Umweg über Griechenland nehmen musste.

Enttäuschungen in der Vergangenheit

Bittere Pille: Auf Island verloren Modric, Badelj, Vida (v.l.) & Co in der WM-Qualifikation.

Bittere Pille: Auf Island verloren Modric, Badelj, Vida (v.l.) & Co in der WM-Qualifikation. imago

Viele gute Spieler machen noch längst keine gute Mannschaft aus. Eine Weisheit, die die Kroaten in den vergangenen Jahren immer wieder schmerzlich zu spüren bekamen. Bei den Weltmeisterschaften 2002, 2006 und 2014 schied man in der Vorrunde aus - und das trotz starker Individualisten.

Holprig war dann auch die Qualifikation für die WM 2018: Lange Zeit führte man die Gruppe I vor der Türkei und Island an, auf der Zielgeraden wurden die Feurigen dann aber doch noch von Island abgefangen - in dieser Phase musste Nationaltrainer Ante Cacic seinen Hut nehmen. Zlatko Dalic übernahm und erreichte noch die Play-offs. In diesen setzte man sich souverän mit 4:1 und 0:0 gegen Griechenland durch.

Wiedersehen mit Island - Hinten drückt der Schuh

In Russland befinden sich die Kroaten in einer schwierigen Gruppe - so gibt zum Abschluss der Gruppe D das Wiedersehen mit Island (26. Juni), zuvor geht es kommenden Samstag zum Auftakt gegen Nigeria, ehe das Highlight gegen Lionel Messi und seine Argentinier ansteht (21. Juni). Kroatien dürfte auf dem Papier gemeinsam mit Argentinien Favorit sein, doch zuletzt taten sich die Karierten schwer: 0:2 gegen Peru, ein mühevolles 1:0 gegen Mexiko, 0:2 gegen Brasilien. Allerdings sollte nicht unerwähnt bleiben, dass man vor allem gegen den WM-Mitfavorit Brasilien spielerisch lange Zeit ebenbürtig war.

Taktisch setzt Dalic wie seine Vorgänger auf ein 4-2-3-1. Im Mittelfeld laufen bei Rakitic und Modric die Fäden zusammen, während Perisic auf Linksaußen gesetzt ist und mit seinen Tempodribblings immer wieder Lücken reißen soll. Auf der rechten Seite tauchte zuletzt immer wieder Mandzukic auf, der zwar gelernter Stürmer ist, diese Rolle auf rechts aber auch bei Juve immer wieder erfolgreich ausgeübt hat.

Vorne konkurrieren Kramaric und Kalinic um die Position des zentralen Stürmers, während der ehemalige Hamburger Milan Badelj (AC Florenz) im defensiven Mittelfeld für die "Drecksarbeit" zuständig ist, sprich: Er stopft etwaige Löcher. Mit Vedran Corluka (Lokomotive Moskau) und Dejan Lovren (FC Liverpool) verfügen die Kroaten über exzellente Kopfballspieler, denen es aber an Tempo fehlt. Das Team ist konteranfällig, auch weil es in der Rückwärtsbewegung nicht immer stimmt.

Skandal um Fußball-Pate Mamic

Sorgt für Schlagzeilen: Zdravko Mamic.

Sorgt für Schlagzeilen: Zdravko Mamic. imago

Abseits des Sportlichen dürfte auch der Skandal um Zdravko Mamic nicht spurlos an der Mannschaft vorbeigegangen sein. Der Fußball-Pate hatte jahrelang bei Spielertransfers Geld unterschlagen und Steuern hinterzogen. Dafür wurde er von einem Gericht in Osijek in Abwesenheit zu einer Haftstrafe von sechs Jahren und sechs Monaten verurteilt. Mamic selbst floh ins Nachbarland Bosnien-Herzegowina, dessen Staatsbürgerschaft er auch besitzt und weshalb er nicht ausgeliefert werden kann. Mittendrin in diesem Skandal finden sich mit Abwehrmann Lovren und Kapitän Modric auch zwei Stars der aktuellen WM-Mannschaft. Ob man sich unter solchen Umständen voll und ganz auf Fußball konzentrieren kann, bleibt offen. Im Fokus ist dabei vor allem Kapitän Modric, der selbst wegen Meineids einen Prozess am Hals hat und dem im schlimmsten Fall sogar eine Haftstrafe drohen würde.

Vladimir Milutinovic

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