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Frieser im Interview: "Die eineinhalb Jahre in Barnsley waren meine schönste Zeit"

Neuzugang beim TSV Hartberg

Frieser im Interview: "Die eineinhalb Jahre in Barnsley waren meine schönste Zeit"

Läuft wieder für Hartberg auf: Dominik Frieser.

Läuft wieder für Hartberg auf: Dominik Frieser. GEPA pictures

Herr Frieser, Sie stehen seit kurzer Zeit wieder beim TSV Hartberg unter Vertrag. Warum haben Sie sich dazu entschieden, zurück in die Oststeiermark zu gehen?

Der Hauptgrund war, dass ich bei Cesena zwei oder drei Tage vor Transferschluss erfahren habe, dass ich nur wenig Einsatzzeit bekommen werde. Ich wollte unbedingt Fußball spielen und auf dem Platz stehen. Geld hin oder her. Ich habe doch ein halbes Jahr nicht allzu viel gespielt und wollte zu einem Verein gehen, den ich kenne und bei dem ich regelmäßig spiele. Ich will zeigen, was ich kann.

"Ich hoffe, dass ich alle, die meinen, es wäre die falsche Entscheidung, eines Besseren belehren kann." Diese Worte haben Sie nach der Vertragsunterzeichnung bei Cesena in einem Interview mit der Kleinen Zeitung gewählt. Müssen Sie im Nachhinein sagen, dass Sie eines Besseren belehrt wurden?

Das kann man schon sagen. Der Verein ist dennoch nicht schlecht. Ich glaube auch, dass der Aufstieg früher oder später gelingen wird. Nur war es so, dass es meine Position in dem System nicht gegeben hat. Es hat keine Flügelspieler, sondern nur Außenverteidiger gegeben. Auf dieser Position sehe ich mich nicht, weil ich immer vorne gespielt und viele Tore gemacht habe. Dadurch war es natürlich schwer für mich, zu Spielzeit zu kommen. Für mich persönlich war es trotzdem ein guter Schritt. Vielleicht nicht sportlich, aber ich habe für das Leben etwas dazugelernt. Meine Tochter kam in Italien zur Welt und da wurde mir auch extrem viel geholfen. Also hat die ganze Geschichte auch positive Seiten. Ich muss aber schon sagen, dass es sportlich nicht so gelaufen ist, wie ich mir das vorgestellt habe.

Sie wollten mit Cesena aus der dritten Liga innerhalb von vier Jahren in die Serie A aufsteigen. Haben Sie nicht mehr an dieses Projekt geglaubt?

Ich habe einfach geglaubt, dass ich nichts dazu beitragen kann. Die Investoren verfolgen diesen Plan aber nach wie vor. Als ich die Mannschaft verlassen habe, habe ich sie als sehr gut empfunden. Der Aufstieg könnte schon gelingen. Ich habe mir aber gedacht, dass ich nicht wieder ein halbes Jahr auf der Bank sitzen will. Ich bin jetzt 29 Jahre alt und will in diesem Alter einfach spielen. Da hilft dir auch etwas mehr Geld nicht weiter.

Ihre Tochter kam im Mai zur Welt. Welche Rolle spielte dieser Umstand bei Ihrem Wechsel?

Schon eine große. Ich war zwar nur fünf Stunden von zuhause entfernt und so war es auch möglich, einmal für eine Woche nach Italien zu kommen, aber jetzt ist es nur rund eine Stunde. Unsere Tochter kann jetzt auch Oma und Opa öfters sehen, was auch ganz wichtig ist. Es ist großartig, dass das mit Hartberg funktioniert hat. Auf die Schnelle musste ich erst einmal einen so guten Verein finden. Dafür bin ich echt dankbar.

Es gab auch schon in der Vergangenheit Gespräche über eine Rückkehr nach Hartberg. Warum hat es erst jetzt funktioniert?

Es hat bei meinen vorherigen Vereinen einfach extrem gut gepasst. Ich war beim LASK sehr glücklich und der Wechsel nach England war dann auch top. Das war eine der schönsten Zeiten meines Lebens und wirklich konkret wurde es dann nie, weil ich mich einfach extrem wohlgefühlt habe. Da war alles perfekt. Jetzt hat es super gepasst, weil ich mich in Österreich zeigen will.

Natürlich habe ich eine Klausel in meinem Vertrag.

Dominik Frieser

Ist für Sie das Thema Ausland nun endgültig abgehakt? Sie haben in Hartberg ja immerhin einen Vertrag bis 2025 unterschrieben.

Ich könnte mir schon vorstellen, noch einmal ins Ausland zu gehen. Die Voraussetzung ist aber, dass ich in Hartberg konstant meine Leistungen bringe. Ich will auf meiner Position regelmäßig Tore und Assists liefern und gut spielen. Ich habe für drei Jahre unterschrieben, aber natürlich habe ich eine Klausel in meinem Vertrag. Ich kann also weggehen, wenn es wirklich gut läuft. Die Voraussetzung ist aber, dass ich zeige, was ich kann. Sonst geht gar nichts. Ich muss auch ganz ehrlich sagen, dass ich derzeit echt glücklich bin. Die Mannschaft in Hartberg ist überragend und wir haben auch eine super Wohnung gefunden. Es ist also nicht so, dass ich in einem halben Jahr wieder wegmuss. Ich würde gerne wieder länger bei einem Verein spielen.

Hartberg steht aktuell auf Platz zehn. Muss sich der Verein in dieser Saison auf den Abstiegskampf einstellen?

In Hartberg herrscht die Einstellung, dass man gegen den Abstieg spielt. Damit kann ich mich nicht anfreunden. In der Mannschaft steckt viel, viel mehr. Wir haben einen extrem großen Kader und sehr gute Spieler. Man muss aus dem Denken rauskommen, immer nur gegen den Abstieg zu spielen. Wir sind auch nicht so weit von der Meistergruppe entfernt. Wenn wir das Nachtragsspiel gegen Rapid gewinnen, sind wir einen Punkt von den Top sechs weg. Es ist noch genug Zeit, da noch viele Spiele zu absolvieren sind. Wir müssen von dem Denken wegkommen, dass Hartberg der kleine Verein ist. Wir haben Topspieler und das Umfeld ist hier sehr gut. Das Trainingszentrum ist auch nicht schlecht. Das kann schon was. Wir müssen anfangen, größer zu denken. Wir sollten Niederlagen nicht so leicht akzeptieren. Das müssen wir ändern. Es steckt viel mehr in der Mannschaft!

Wird diese Denkweise nur nach außen kommuniziert oder herrscht dieses Gefühl auch innerhalb der Mannschaft?

Ich war nicht von Anfang an dabei. Daher weiß ich auch nicht, wie die Zielsetzung ausgesehen hat. Ich denke schon, dass es in der Mannschaft selbst das Ziel gibt, die Top sechs zu erreichen. Hartberg hat das schon einmal geschafft und da hat auch keiner gedacht, dass man absteigen könnte. Damals war ich auch noch in der Bundesliga und Hartberg hat einfach befreit aufgespielt. Das muss zurückkommen. Wir können Größeres erreichen und müssen den Klassenerhalt nicht erst in der Qualifikationsgruppe schaffen.

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Sie sprechen Ihre Zeit beim LASK an. Wir haben Sie die Entwicklung des Vereins nach Ihrem Wechsel wahrgenommen?

Ich habe das natürlich weiterhin verfolgt, weil sehr viele meiner guten Freunde beim LASK spielen. Ich glaube, dass den Verein in der Vergangenheit einige Schlüsselspieler verlassen haben und es dann nicht so leicht war. Es dauert etwas, bis man das kompensieren kann und die richtigen Spieler findet. Es war beim LASK aber schon immer so, dass man einen sehr guten Plan hat. Das sieht man jetzt auch wieder. Sie wissen, wie sie erfolgreich sein können. In der Vorsaison ist es nicht so gelaufen, wie sich das alle vorgestellt haben. Aber es zeichnet den LASK aus, dass man weiß, an welchen Schrauben man drehen muss. Deswegen sind sie jetzt auch wieder vorne dabei.

Sie wirken vom Konzept des LASK sehr überzeugt. Können Sie sich vorstellen, irgendwann einmal nach Linz zurückzukehren?

Das kann ich nur schwer beurteilen. Zunächst einmal muss ich Leistung zeigen. Aber natürlich kann ich mir das vorstellen. Ob das von der Vereinsseite auch so ist, kann ich nicht beurteilen. Ich will aber schon betonen, dass ich nicht aus Hartberg weglaufen muss. Mir gefällt es hier richtig gut. Ob das mit dem LASK noch einmal was wird, weiß ich selbst nicht.

2020 wechselten Sie vom LASK zu Barnsley. Zunächst lief es für Sie persönlich gut, nach der Entlassung von Markus Schopp Anfang November 2021 wurden Sie aber nur mehr in zwei Spielen berücksichtigt. War das aus Ihrer Sicht der Knackpunkt?

Die ersten eineinhalb Jahre waren für mich überragend. Ich habe viele Spiele gemacht und auch einige Tore erzielt. Als "Schoppi" weggegangen ist, waren wir schon etwas in Bedrängnis. Der Verein hat sich dann dazu entschieden, auf junge Spieler zu bauen. Das habe ich so akzeptiert. Mir wurde kommuniziert, dass ich gehen kann, wenn ich einen neuen Klub finde. Das war sehr korrekt. Der Klub hat mir keine Steine in den Weg gelegt.

Die vergangenen sechs Monate in Italien waren sehr unglücklich.

Dominik Frieser

Auf Social Media drückten nach Ihrem Abgang viele Fans ihr Bedauern aus. Was hat Ihnen das bedeutet?

Das hat mich schon extrem gefreut. Ich habe sehr viele Nachrichten bekommen und das hat mir gezeigt, dass ich dort schon ein bisschen Eindruck hinterlassen habe. Die Fans haben gewürdigt, dass ich in den 90 Minuten alles auf dem Platz raushaue und bis zum Umfallen laufe. Deswegen haben sie mir recht gerne zugesehen. Sehr viele Fans schreiben mir sogar heute noch. Das war schon eine coole Zeit. Darauf bin ich stolz.

Es gab Gerüchte, dass Sie von Barnsley zu Rapid wechseln würden. Wie konkret war dieser Gedanke bei Ihnen?

In meinen Überlegungen hat das schon kurz eine Rolle gespielt. Nach dem Trainerwechsel ist von Rapid aber nicht mehr wirklich viel gekommen. Es wurde um das Thema dann eigentlich komplett ruhig. Das hat sich also relativ schnell zerschlagen.

Wie würden Sie Ihre vergangenen 24 Monate im Ausland insgesamt zusammenfassen?

Die eineinhalb Jahre in Barnsley waren meine schönste Zeit. Ich habe extrem viel gespielt und wir wären beinahe in die Premier League aufgestiegen. Das war schon sehr cool. Die vergangenen sechs Monate in Italien waren dann sehr unglücklich. Ich hatte wenig Startelf-Einsätze und habe oft nur zehn oder 15 Minuten gespielt.

Abschließende Frage: Welche persönlichen Ziele haben Sie sich für diese Saison bei Hartberg gesteckt?

Das mache ich eigentlich nie. Ich will mir selbst keinen Druck auferlegen. Für mich ist das Wichtigste, mit der Mannschaft erfolgreich zu sein. Wenn das gelingt, mache ich automatisch meine Scorerpunkte. Sollten wir in die Top sechs kommen und ich nur zwei Scorerpunkte haben, passt mir das aber auch. Das wäre mir lieber, als gegen den Abstieg zu spielen und zehn Scorerpunkte zu haben.

Interview: Nikolaus Fink