2. Bundesliga

Lässt Hertha Cigerci ziehen?

Ex-Klub Ankaragücü umwirbt den Mittelfeldspieler

Lässt Hertha Cigerci ziehen?

Was passiert mit Tolga Cigerci?

Was passiert mit Tolga Cigerci? IMAGO/Nordphoto

Die Akzente beim ersten Testspiel dieser Vorbereitung setzten andere: Doppeltorschütze Marten Winkler etwa, Neuzugang Fabian Reese mit seinen Tempoläufen über die linke Seite und Marco Richter als Ideenspender mit Zug zum Tor. Tolga Cigerci stand bei Herthas 6:0-Sieg gegen Oberligist RSV Eintracht 1949 Stahnsdorf am Sonntagnachmittag 45 Minuten auf dem Platz, aber sonderlich in Erinnerung geblieben ist sein Auftritt den 2868 Zuschauern nicht.

Cigerci spielte unauffällig. Zur Halbzeit war für ihn wie für die restlichen zehn Akteure der Startelf Feierabend - womöglich fällt in den nächsten Tagen der Vorhang für den erst Ende Januar nach Berlin zurückgekehrten Mittelfeldspieler ganz. Ex-Klub Ankaragücü, den er Ende Januar Richtung Bundesliga verlassen hatte, will Cigerci zurück und bietet nach kicker-Informationen jene 350.000 Euro Ablöse, die Hertha im Winter gezahlt hatte.

Engpass auf der Sechserposition

Dass Hertha dem in Niedersachsen geborenen Deutsch-Türken, dem im September 2022 ein Comeback in der türkischen Nationalmannschaft gelungen war, noch kein grünes Licht für den Wechsel gegeben hat, hat einen Grund: Die Personalsituation im defensiven Mittelfeld ist alles andere als komfortabel. In Stahnsdorf agierte im ersten Durchgang Nachwuchskraft Veit Stange (19) neben Cigerci auf der Sechs. Nach der Pause beackerte der nominelle Innenverteidiger Pascal Klemens (18) das Territorium vor der Abwehr, flankiert von Mesut Kesik (20). Auch Innenverteidiger Marton Dardai (21), nach der Teilnahme an der U-21-EM noch im Urlaub, spielt in den Plänen der Verantwortlichen für die Besetzung der Sechs eine Rolle.

So lange wir keine anderen Sechser haben, wird Pascal da öfter spielen

Hertha-Coach Pal Dardai über Pascal Klemens

"So lange wir keine anderen Sechser haben, wird Pascal da öfter spielen", sagte Hertha-Coach Pal Dardai nach dem Test in Stahnsdorf. "Wir werden keine Hektik machen. Es kann sein, dass Pascal und Marton in den ersten vier Spielen in der Liga auf der Sechs spielen müssen." Auch Innenverteidiger Linus Gechter (19), nach seiner Leihe nach Braunschweig zurück bei Hertha und am Sonntag in der zweiten Halbzeit im Abwehrzentrum aufgeboten, hat schon Erfahrungen auf der Sechs gesammelt. Die Frage, die sich Herthas Verantwortliche stellen: Können sie Cigerci guten Gewissens abgeben, solange kein Neuzugang fürs defensive Mittelfeld angeheuert hat?

Der Routinier war nach sechseinhalb Jahren in der Türkei (Galatasaray, Fenerbahce, Basaksehir, Ankaragücü), die durch die Meisterschaft mit Galatasaray 2018 gekrönt wurden, Ende Januar zu Hertha zurückgekehrt, wo er bereits zwischen 2013 und 2016 aktiv war. Nach seinen starken ersten Spielen lobte ihn Dardai-Vorgänger Sandro Schwarz als "Spieler mit sehr hohem Verantwortungsbewusstsein" und "absoluten Gewinn für uns als Gruppe".

Verkaufskandidaten noch, Demme noch nicht da

Die Formkurve Cigercis (Vertrag bis 2024) flachte allerdings schnell ab, in der Schlussphase der vergangenen Saison war er kein Faktor mehr und scheint auch künftig verzichtbar für Dardai zu sein - falls wie erhofft Ersatz kommt. Die Lage im zentralen Mittelfeld ist allerdings komplex: Die Verkaufskandidaten Lucas Tousart (26) und Suat Serdar (26, aktuell am Fuß verletzt) sind noch da. Und Wunschspieler Diego Demme (31, SSC Neapel) ist noch nicht da. Vor Wochen aufgekommene Meldungen über einen baldigen Vollzug des Transfers waren offenkundig verfrüht.

Zwar besteht weiterhin Demmes grundsätzliche Bereitschaft zu einem Wechsel nach Berlin, die Klubs allerdings konnten sich bislang über die Modalitäten nicht einigen. 350.000 Euro Ablöse plus das für die kommende Saison eingesparte Gehalt von Cigerci würden einen Transfer von Demme womöglich näher rücken lassen. Aber sicher ist auch das in den Augen der Hertha-Verantwortlichen derzeit nicht. Nach dem 6:0 in Stahnsdorf, bei dem im zweiten Durchgang ein sehr junges Team auf dem Platz stand und sich offensiv schwer tat, sagte Coach Dardai: "Nur mit jungen Spielern geht es auch nicht." Das gilt auch - und vor allem - fürs defensive Mittelfeld.

Steffen Rohr

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