2. Bundesliga

Braunschweiger Ärger als Ausdruck des neuen Anspruchs

Bicakcic hadert mit der verpassten Chance auf St. Pauli: "Es ist zum Kotzen"

Braunschweiger Ärger als Ausdruck des neuen Anspruchs

Geknickt nach dem 0:1 bei Spitzenreiter St. Pauli: Braunschweigs Trainer Daniel Scherning

Geknickt nach dem 0:1 bei Spitzenreiter St. Pauli: Braunschweigs Trainer Daniel Scherning IMAGO/Oliver Ruhnke

Vor allem im ersten Durchgang hatte die Eintracht sämtliche Kernkompetenzen auf den Platz bekommen: Sie verteidigte kompakt und resolut, schaltete immer wieder gefährlich um, und rechtfertigte damit tatsächlich das Loblied des gegnerischen Trainers. "Im Moment ist das eine absolute Top-Mannschaft", urteilt Fabian Hürzeler.

Doch der Sonntag zeigte auch: Top ist die Eintracht vor allem auch in den "eigenen" Momenten. Nämlich dann, wenn ihre genannten Elemente gefragt sind. Als die Braunschweiger nach 67 Minuten und der Ampelkarte gegen St. Paulis Elias Saad in Überzahl ein klares Plus an Ballbesitz überlassen bekommen hatten, war es mit der Zielstrebigkeit vorbei.

Keine Chance in Überzahl: "Das kann nicht sein"

Ersatz-Kapitän Ermin Bicakcic wählte in der Mixed-Zone des Millerntor-Stadions daher drastische Worte: "Es ist zum Kotzen und nervt mich total. In Überzahl muss einfach viel mehr von uns kommen, es muss viel mehr im Strafraum passieren. Wir müssen ruhiger bleiben und unsere Angriffe ausspielen, aber wir hatten dann keine Chance mehr. Und das kann nicht sein."

2. Bundesliga, 22. Spieltag

Daniel Scherning analysiert den Vortrag beinahe identisch, beklagt ebenfalls, wie die numerische Überlegenheit verschenkt wurde. "Wir haben es inhaltlich dann nicht so gemacht, wie wir es uns vorgestellt haben."

Einigkeit beweisen der Coach und sein Routinier auch in der Bewertung, was der selbstkritische Umgang mit diesem Auftritt aussagt: In dem Wissen um die jüngsten Entwicklungssprünge regiert nach einer knappen Niederlage bei einem Spitzenteam mittlerweile dennoch Verdruss. "Dass wir uns nach so einem unglücklichen Ergebnis auf St. Pauli über uns selbst aufregen, zeigt schon auch unsere Entwicklung", bilanziert Bicakcic.

Scherning: "Wir sind jetzt viel weiter als im November"

Scherning pflichtet ihm bei: "Noch im November hätten wir uns wahrscheinlich alle gefreut über so eine Leistung beim Spitzenreiter. Aber wir sind jetzt viel weiter als damals." Und sie müssen den Entwicklungssprung am kommenden Samstag gegen das nächste Spitzenteam nachweisen: Hertha BSC ist im Aufwind und im Gegensatz zur Eintracht haben die Konkurrenten Kaiserslautern (1:1 in Nürnberg) und Rostock (2:2 gegen den HSV) am Wochenende gepunktet.

Sebastian Wolff

Dreimal Kiel und Elversberger Doppelpack: Die kicker-Elf des 22. Spieltags