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Blamage statt Romantik: Hat Zinedine Zidane Real Madrid noch im Griff?

Marcelo und Isco auf der Verkaufsliste - Ödegaard vor Leihe

Blamage statt Romantik: Hat Zidane Real noch im Griff?

Abgang mit hängenden Köpfen: Real-Trainer Zinedine Zidane und seine Spieler.

Abgang mit hängenden Köpfen: Real-Trainer Zinedine Zidane und seine Spieler. imago images

Ein weitgehend unüberdachtes Stadion, in dem die Haupttribüne aus sechs Sitzreihen besteht. Ein "Rumpelplatz", auf dem man bei Einwürfen höchstens einen Meter Anlauf nehmen kann, ehe man die Bande erreicht. Ein 41-jähriger Torwart, der 37 Minuten Erstliga-Erfahrung hat und als seine Idole Gigi Buffon und Marc-André ter Stegen nennt. Und ein Stürmer mit dem Namen Casanova. CD Alcoyano, das ist etwas für Fußballromantiker.

Romantik wäre aber der falsche Begriff für das, was Real Madrid in Alcoy, diesem 60.000-Einwohnerort im Hinterland zwischen Valencia und Alicante, erlebte. Blamage wäre da passender. Oder?

Spielersteckbrief Marcelo
Marcelo

Vieira da Silva Junior Marcelo

Spielersteckbrief Ödegaard
Ödegaard

Ödegaard Martin

Spielersteckbrief Ödegaard
Ödegaard

Ödegaard Martin

Laut Zinedine Zidane war dieses 1:2, das sich die Königlichen gar in Überzahl einfingen, das eben nicht. "Das ist keine Blamage oder so. Das sind Dinge, die in der Karriere eines Fußballers passieren", sagte der Franzose, und er fügte, wie eigentlich nach jeder schmerzhaften Niederlage, noch an: "Ich werde die Verantwortung dafür übernehmen."

Konsequenzen muss Zidane aber (noch) keine befürchten, glaubt man den spanischen Medien. Tabula Rasa werde erst nach der Saison gemacht, auch der Trainer steht dann auf dem Prüfstand.

Marcelo und Isco in bester Laune

Einige alteingesessene Spieler werden dann sicherlich das Feld räumen müssen. So zum Beispiel Marcelo und Isco, die wie so viele Perspektivspieler in Alcoy eine Bewährungschance erhalten hatten. Dass nach der Partie Aufnahmen auftauchten, die sie vor der Verlängerung lachend und feixend einfingen, kam im Real-Umfeld gar nicht gut an. Wenn Einstellung und Leistung nicht stimmen, wird es naturgemäß eng. Ihre Verträge laufen 2022 aus, schon im Sommer wird man aber die Trennung suchen.

Lässt Zidane einige Spieler links liegen?

Und noch eine Aufnahme gab zu denken und stellt das Binnenverhältnis infrage. Vor der Verlängerung und auch in deren Pause erteilte Zidane so gut wie keine Anweisungen, der 48-Jährige schlenderte vielmehr umher, suchte nur einmal kurz das Gespräch mit dem angeschlagenen Karim Benzema. Ein Marca-Insider erklärte, dass Perspektiv-Spieler ihm erzählt hätten, Zidane spreche "seit zwei oder drei Monaten" nicht mehr mit ihnen.

Und was sagt der Coach selbst? Er glaube schon daran, dass die Spieler ihm immer noch vertrauen, aber "da müssen sie die Spieler fragen, ob meine Anweisungen noch ankommen". Sie hätten es ja "versucht", betonte der Coach mehrmals. Das Verhältnis zur zweiten Garde Reals scheint aber mindestens gestört zu sein, doch die braucht Zidane bei so einer kräftezehrenden Saison früher oder später, soll es noch was werden mit Meisterschaft und/oder Champions League.

Ödegaard will flüchten

Tief blicken lassen da auch die Abschiedsgedanken von Martin Ödegaard, der nicht so recht in Zidanes System passen will und nun an eine Ausleihe zu Ex-Klub Real Sociedad denkt. Zidane hat zwar immer wieder betont, wie viel er vom Norweger halte, spielen lässt er ihn aber nur in den seltensten Fällen.

Eine Szene aus der Supercopa bei der Pleite gegen Athletic Bilbao passt da ins Bild. Zidane schickte sämtliche Spieler zum Aufwärmen. Außer Ödegaard.

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