Champions League

Galatasarays Statement-Sommer - Tuchel sieht "mehr als nur Icardi"

Wird der Top-Torjäger rechtzeitig fit?

Galatasarays Statement-Sommer - Tuchel sieht "mehr als nur Icardi"

Potenzielle "Waffen" in Galatasarays Angriff: Hakim Ziyech, Mauro Icardi und Wilfried Zaha (v. li.).

Potenzielle "Waffen" in Galatasarays Angriff: Hakim Ziyech, Mauro Icardi und Wilfried Zaha (v. li.). imago images (3)

Die Euphorie derer, die es am Bosporus mit Galatasaray halten, kennt aktuell kaum Grenzen. Auch weil die Mannschaft von Trainer Okan Buruk - spätestens nach dem 3:2 bei Manchester United im Old Trafford - derlei zu verschieben scheint. Von 17 Pflichtspielen in dieser Saison hat der türkische Rekordmeister kein einziges verloren und zum aktuellen Zeitpunkt realistische Chancen aufs Champions-League-Achtelfinale.

Es ist keine Utopie, dass die für ihre Emotionalität bekannten Anhänger von Cimbom von der ersten K.-o.-Runde in der Königsklasse seit der Saison 2013/14 - 1:1 und 0:2 gegen Chelsea - träumen. Trotz damaliger Stars wie Didier Drogba oder Wesley Sneijder sagt Lukas Podolski im Interview auf der Bayern-Website mit Recht: "Nominell hat Galatasaray wohl die beste Mannschaft der vergangenen zehn, 15 Jahre."

Auch in München hat sich der aktuelle Tabellenzweite in der Türkei - zwei Punkte hinter Pokalsieger Fenerbahce (neun Spiele, neun Siege) - Respekt erarbeitet. Cheftrainer Thomas Tuchel zeigte sich "sehr beeindruckt davon, wie Galatasaray spielt - das ist eine sehr dynamische, sehr schnelle, sehr aggressive Mannschaft".

Die Bayern sind gut beraten, dem amtierenden türkischen Meister nicht zu viele Gelegenheiten zum Kontern zu geben. Schneller Umschaltfußball ist ein Markenzeichen unter Buruk. Er hat genügend Spieler in seinen Reihen, die eine Chance wie die vom Mainzer Stefan Bell am Samstagabend kurz vor dem Münchner 3:1 nutzen würden.

Alle 74 Minuten trifft Icardi

Allen voran natürlich Mauro Icardi, der sich längst in die Herzen der Fans geschossen hat. Der Argentinier ist es allerdings auch, der zu Wochenbeginn die größten Sorgen macht. Tuchel stellte zwar klar: "Galatasaray ist mehr als Icardi."

Und doch ist es der Stürmer - unter Tuchel schoss er in Paris einst 22 Tore in 39 Spielen -, der aktuell den Unterschied macht. Das beste Beispiel war das mit Spannung erwartete Derby gegen Besiktas am Samstag. Galatasaray gewann mit 2:1, beide Treffer markierte Icardi.

Der achtmalige argentinische Nationalspieler (ein Tor) ist bester Torjäger der Süperlig mit zehn Treffern aus neun Spielen - im Schnitt netzt er alle 74 Minuten. In Manchester verschoss er einen Elfmeter kläglich, um drei Minuten später genial wie frech zum 3:2-Endstand zu lupfen.

Begehrte Spieler, keine "abgehalfterten" Stars

Selbst wenn der nach dem Derby und einem Schlag auf den Knöchel wackelnde Icardi ausfallen sollte, ist Tuchels Einwand berechtigt. Spätestens seit dem Statement-Sommer. Die Transfers von Davinson Sanchez (Tottenham), Kerem Demirbay (Leverkusen), Angelino (Leipzig, Leihe), Halil Dervisoglu (Brentford), Tete (Schachtar Donezk), Wilfried Zaha (Crystal Palace), Tanguy Ndombelé (Tottenham, Leihe) und Hakim Ziyech (Chelsea, Leihe) durften auch als nationale Machtdemonstration verstanden werden.

Dass die Istanbuler Großklubs seitens des Verbandes zu finanzieller Bescheidenheit verdonnert sind, hielt die Macher bei Galatasaray nicht davon ab, den Kader selbst in der Breite für internationale Aufgaben zu rüsten. Den Ruf der Liga, in der alternde Stars ihre Karriere ausklingen lassen, hat die Süperlig abgelegt.

"Manche Leute glauben ja, wenn man in der Türkei spielt, kann man das etwas entspannter angehen, weil man ja nicht in einer absoluten Topliga spielt", erklärte Icardi jüngst bei der UEFA: "Aber ich finde, dass genau das Gegenteil der Fall sein sollte. Ich setze meine Messlatte hier noch höher und will wichtige Titel gewinnen."

Podolski schwärmt von Muslera

Neben den neuen Stars sind auch bewährte Kräfte Teil des stabilen Gesamteindrucks, den Galatasaray in diesem Jahr vermittelt. Podolski beispielsweise, von 2015 bis 2017 bei Cimbom, hebt den Wert von Stammkeeper Fernando Muslera hervor: "Er ist der Kapitän, ein Liebling der Fans und sehr erfahren. Er ist ein sehr guter Torwart, der mit seiner Erfahrung und seiner Strahlkraft seine Abwehr und seine Mitspieler dirigiert. Er ist lautstark und ein emotionaler Typ, der auch auf der Linie stark ist. Es wird nicht einfach, ihn zu bezwingen."

Wir träumen davon, Bayern zu schlagen.

Okan Buruk

Weil sich auch Ziyech rechtzeitig fürs Bayern-Spiel fitgemeldet hat, kann Buruk aus dem Vollen schöpfen. "Wir wissen, wie stark unser Gegner ist", sagte der türkische Trainer am Tag vor dem mit Spannung erwarteten Duell: "Jeder Punkt gegen Bayern ist ein Extrapunkt für uns."

Seine Mannschaft, die in Istanbul von über 52.000 fanatischen Fans unterstützt werden wird, habe "Blut geleckt" nach dem jüngsten Coup in Manchester. Auch Bayerns beeindruckende Bilanz in der Gruppenphase der Königsklasse sei lediglich eine "Extra-Motivation" für Cimbom. "Wir träumen davon, Bayern zu schlagen. Wir müssen ohne Angst auftreten", fordert Buruk.

Galatasaray glaubt an die Möglichkeit einer zweiten "magischen, unvergesslichen Nacht" (Buruk) in dieser Champions-League-Saison. Mit Kaan Ayhan gibt ein Ex-Schalker die Marschroute vor: "Wenn wir Bayern zu Fehlern zwingen, haben wir auch eine Chance."

msc